Wenn Frauen keine Kinder wollen. Kinderlieb aber Kinderlos.

Letzte Aktualisierung: 24.10.2023

wenn Frauen keine Kinder wollen

Ich will keine Kinder | Kinderlos und Glücklich! | Ich hab schon so, so oft überlegt, ob dieses Thema bei mir Platz hat zwischen Beauty und Fashion, aber hey, mein Blog meine Regeln. Das Thema „Gewollte Kinderlosigkeit“ ist mir in den letzten Wochen immer wieder, in untschiedlichsten Formen, über den Weg gelaufen. Ich habe mich mit ganz verschiedenen Frauen darüber unterhalten. Kennt Ihr das, wenn Euch etwas beschäftigt und einen genau diese Thematik dann dauernd verfolgt? Das habe ich jetzt als Zeichen genommen, das Ganze mal in der Edefabrik zu thematisieren. Mittlerweile hat sogar die Brigitte Women einen Artikel dazu gemacht, einen Bericht darüber findet Ihr hier!


Ich bin über 40 und ich habe keine Kinder. Punkt.

Ganz häufig werde ich gefragt: „… Oh, Du bist Ü40, dann hast Du doch bestimmt schon Kinder…?“ Meine logische Antwort lautet: „Nein.“ Tja und dann folgt (fast) immer das Gleiche: Ein mitleidiger Blick und eine leicht gerunzelte Stirn. Ich seh‘ mein Gegenüber förmlich denken „Oh, die Arme, sie kann bestimmt keine Kinder bekommen…“ „Oh, die Arme, vielleicht hat sie schon ein Kind verloren…“ Um diesen mitleidigen Blick nicht allzu lang ertragen zu müssen, füge ich meist ganz schnell hinzu: „Ich möchte einfach keine Kinder.“ 
RUMMS! ZAAADONG!

Jetzt wird’s erst richtig lustig. Auf dem Gesicht meiner Gesprächspartner spielt sich ein ganzes Potpourri an Gefühlen ab: Verwunderung oder Verwirrung sind nur zwei davon. Ganz viele mimische Gemütszustände bekomme ich nach so einem Satz geboten. Auf diesen Satz hin wissen die meisten Menschen einfach nicht wie sie reagieren sollen. Verlegenheit ist die häufigste Reaktion die ich auf diesen Satz hin erlebe.


Keine Kinder wollen ist viel schlimmer als keine Kinder bekommen zu können.

„Keine Kinder wollen“ ist in den Augen vieler Menschen wohl noch erheblich schlimmer als „Keine Kinder bekommen können“. Beim „Nicht bekommen können“ ist der gelernte Mechanismus aus Mitleid einfach und schnell abzurufen. Mensch weiß was zu tun ist. Bei „Nicht Wollen“ ist eine angemessene Haltung schon schwieriger. „Wie verhalte ich mich denn jetzt… herrje… sag‘ ich was… bin ich still… gibt’s ja gar nicht…“ usw.

Wenn mein Gegenübermensch jetzt mutig ist, fragt er mich einfach warum. Das trauen sich allerdings die wenigsten. Dann würde ich sagen: „Weil ich mein Leben mag so wie es ist – ohne Kinder.“ Das sollte doch als Antwort genügen.Wieder falsch gedacht. Ist der Neugier-Damm erst einmal gebrochen, reicht vielen diese Aussage nicht. Häufig erlebe ich, dass vor allem andere Frauen versuchen mich zu „bekehren“. Ehrlich gesagt empfinde ich das als ziemlich dreist. Meine Entscheidung ist eine bewusste und überlegte. Schließlich geht es nicht um einen neuen Mantel sondern um mein Leben. Auch wenn das nicht immer so rund läuft, darum geht es in diesem sehr persönlichen Post.

Ich hab‘ sogar schon Sätze gehört wie: „Aber denk doch mal an die armen Frauen, die keine bekommen können.“ Das war bisher mein persönliches Highlight und ist KEIN Witz, das hat tatsächlich mal eine Frau zu mir gesagt. Von dem biologischen Phänomen, dass ich mit einer eigenen Schwangerschaft einer ungewollt kinderlosen Frau zu deren Schwangerschaft verhelfen könnte, war mir bis dato gar nichts bekannt. Wohlgemerkt, ich hatte Bio-LK ;). Das ist ein bisschen wie die Idee, dass es „den armen Kindern in Afrika“ hilft, wenn ich meinen, von anderen befüllten, Teller aufesse, auch wenn mir danach speiübel wird.

 


Wer Kinder bekommen kann, der soll gefälligst auch welche machen.

Freiwillig KinderlosOffensichtlich ist die freiwillige Kinderlosigkeit bei uns immer noch ein Tabu. Wer Kinder bekommen kann, der soll gefälligst auch welche machen. In mein Leben passt kein Kind und ich werde mich nicht dafür rechfertigen. Vor niemandem.

Spannenderweise hab‘ ich eine Bekannte die in der Schweiz lebt. Sie ist genauso alt wie ich und ebenfalls gewollt kinderlos. Kommt sie nach Deutschland, in ihre alte Heimat, wird sie regelmäßig mit Fragen bombadiert warum sie noch nicht Mama ist. „Wann ist es denn bei Euch soweit?“ „Eigentlich hast Du ja keine Zeit mehr!“ „Na ja, heute werden die Mütter ja immer älter.“ In der Schweiz ist ihre Kinderlosigkeit gar kein Thema, hier jedes Mal auf’s Neue. Warum ist das so? Gut, ich lebe auf dem Land. Hier sind klassischen Wertesysteme in den Menschen sicher noch stärker verwurzelt als in der Stadt, aber reicht mir das als Erklärung? Ich denke auf der Basis dieses Wertegefüges heraus steht auch ein anderer Spruch, der wieder und wieder in den Diskussionsring geworfen wird. Mein zweiter Lieblingssatz zu dieser Thematik ist: 

„Wer kümmert sich denn um Dich, wenn Du mal alt bist?“ 

Tja Ihr lieben, besorgten Mitmenschen: „Ich weiß es nicht.“ Und ich kenne genügend Familien, in denen die Lebensumstände so sind, dass sich auch „bereits vorhandene erwachsene“ Kinder nicht um ihre alten Eltern kümmern können. Und mal ehrlich, aus diesem Grund ein Kind zu bekommen wäre doch ziemlich bescheuert, oder?

 


Meine biologische Uhr tickt nicht!

Früher habe ich immer gedacht: „Kinder? Ach, in fünf Jahren vielleicht…!“ Das hab‘ ich gedacht als ich 20 Jahre alt war… und mit 25 Jahren… und als ich mit 35 Jahren immer noch dachte: „Ach, in fünf Jahren vielleicht…“ habe ich gemerkt, dass meine biologische Uhr definitif nicht tickt. Nicht einmal ganz leise. Sie tickt gar nicht! No tick-tack inside Chrissie.

Klar frag ich mich manchmal, warum das so ist bei mir. Vor allem, weil fast alle meine Freundinnen Kinder haben und ich ihre Babys mit Begeisterung geherzt und den, mittlerweile teils erwachsenen Nachwuchs, richtig cool finde. Nichts desto trotz, ich hatte wirklich NIE den Wunsch eigene Kinder zu haben. 
Ich kenne ein paar wenige Frauen, denen es genau so geht. Uns eint, neben dem Wunsch KEINE Kinder zu haben allerdings oft eine kleine, leise Angst. Die Angst davor, irgendwann einmal zu denken: „Was habe ich da nur verpasst?“ Versteht mich nicht falsch, ich habe diesen Gedanken bisher nicht ein einziges Mal gedacht. Ich habe nur Angst davor ihn irgendwann vielleicht einmal zu denken.

Eines kann ich für mich und vermutlich für ganz viele andere gewollt kinderlose Frauen sagen: Wir wären alle froh, wenn die gewollte Kinderlosigkeit genau so als Lebensmodel in der Gesellschaft anerkannt würde, wie sämtliche anderen Modelle auch. Ohne Rechtfertigungszwang und ohne dann aber mindestens eine „Karrierefrau“ sein zu müssen, die mehr Geld nach Hause bringt als der Mann.Das scheint mir bisher der einzig „anerkannte“ Grund zu sein, warum eine „gebärfähige“ Frau kinderlos „sein darf“. Ich bin keine Karrierfrau und habe keine Kinder – weil ich das so will und das ist mein Leben.

Wie steht Ihr zu dem Thema? Ich bin sehr neugierig!

GLG Eure Chrissie

 

– rubrik: gedankengänge –

Chrissie
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Chrissie, unsere Autorin bereichert seit über 10 Jahren den Blog „die Edelfabrik“ sowie Printmagazine mit ihren Expertisen zu Mode, Beauty, Reisen und Lifestyle.

Ihre Beiträge zeichnen sich durch ihr umfassendes Wissen sowie ihr Gespür für guten Stil aus und bieten Leserinnen und Lesern inspirierende Einblicke und praktische Ratschläge – immer mit einem Auge für aktuelle Trends und zeitlose Eleganz.

Beruflich beschäftigt Sie sich mit Werbung und Marketing und coacht unabhängig in Mode-, Beauty- und Lifestylefragen.